YouTube-Fitness als exemplarisches Phänomen einer Kultur der Digitalität
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Schlagworte

YouTube
Fitness
Kultur der Digitalität
Medienkompetenz
Lifelogging

Zitationsvorschlag

Burgfeld-Meise, Bianca, und Lukas Dehmel. 2024. „YouTube-Fitness Als Exemplarisches Phänomen Einer Kultur Der Digitalität: Medienkompetenzanalytische Perspektiven Auf Eine körperfokussierte Lifeloggingpraxis“. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie Und Praxis Der Medienbildung 21 (Jahrbuch Medienpädagogik):129-58. https://doi.org/10.21240/mpaed/jb21/2024.09.06.X.

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Copyright (c) 2024 Bianca Burgfeld-Meise, Lukas Dehmel

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Abstract

Unser Beitrag beschäftigt sich mit dem zeitgenössischen Phänomen des Lifelogging in YouTube-Fitnessvideos und -kanälen, das wir hier als exemplarisches Phänomen der von Stalder beschriebenen «Kultur der Digitalität» vorstellen wollen. In ihr entwickeln die Individuen einen zunehmend medienvermittelten Orientierungsrahmen, wie sie sich zu sich selbst, zueinander und zur Welt positionieren. Mit diesem Verhältnis von Selbst, Bezugsgruppe und Welt sind – mit Blick auf die YouTube-Fitnesskulturen – bereits Bildungsprozesse angesprochen. Diese werden wir aus der medienkompetenztheoretischen Perspektive Baackes herausarbeiten, indem wir die Potenziale eines medienpädagogischen «Klassikers» für die Analyse eines aktuellen und in die Zukunft gerichteten Medienphänomens ausloten. Dabei setzen wir den von Baacke betonten Modus des «In-der-Welt-Seins» mit Stalders Überlegungen zu den Prozessen sozialer Bedeutungsproduktion in einer Kultur der Digitalität in Verbindung und fragen nach den notwendigen Medienkompetenzen, um im Kontext des Lifeloggings in YouTube-Fitnessvideos an diesen Prozessen teilzuhaben. Insgesamt betrachten wir mit der Webformatanalyse für audiovisuelles und vernetzendes Material acht Kanäle und 16 Videos von Fitnessinfluencer:innen. Die Ergebnisse offenbaren eine geschlechtsspezifische Körperinszenierung auf YouTube und eine äusserst medienkompetente Praxis professionalisierter Videoproduktion. Ein Desiderat bleibt die Medienkritik, die die Verantwortung insbesondere gegenüber jugendlichen Rezipient:innen reflektiert. Wir diskutieren die Ergebnisse im Lichte der medienkompetenztheoretischen Perspektive auf das Lifelogging in einer Kultur der Digitalität und verorten sie abschliessend in einem erweiterten Kontext.

https://doi.org/10.21240/mpaed/jb21/2024.09.06.X

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